Schiefe Zähne (SZ) war anfangs eher eine Art Hybrid aus Projektraum und Galerie. Mittlerweile funktioniert SZ gänzlich als eine artist-run gallery. Mit der Zeit bin ich in das ökonomische Konzept einer Galerie langsam reingewachsen. Meine Perspektive ist noch immer durch meine Wahrnehmung als Künstler und durch Projektraumarbeit geprägt. Meist bestimmen inhaltliche Fragen die Auseinandersetzungen mit den Künstlerinnen, auch die, was Kunst aktuell sein kann. Den steigenden Druck, kommerziell erfolgreich zu sein, versuche ich durch niedrige Kosten möglichst gering zu halten und langsam zu wachsen. Im Gegensatz zu staatlich geförderter Kunst macht sich die Galeriearbeit kaum von Entscheidungsträgerinnen und Interessen abhängig. Sich vom Markt abhängig zu machen, ist sicherlich auch nicht einfach, aber es ist mein Versuch: das Interesse für eine Lesart von Kunst zu wecken und für alle Beteiligten eine dauerhafte Existenzgrundlage zu schaffen.
Galerien sind oft prägende Schnittstellen, wenn es um das Entdecken und Fördern von Positionen und deren Kommunikation geht. Welche Positionen das sind, hängt davon ab, mit welchem Kunstbegriff sich Galerien dieser Frage widmen. Prägende Programmgalerien wie beispielsweise American Fine Arts, Co. interessieren mich mehr als Galerien, die versuchen, schnell etwas gut Verkaufbares in Institutionen zu hieven und dadurch Legitimation zu erlangen.
Ein Projektraum arbeitet auf Ausstellungen bezogen, weniger auf Künstlerinnen. In der Galeriearbeit geht es um eine Form von Verantwortung, sich längerfristig um die Kommunikation und Betreuung der Arbeit zu kümmern. Aber auch darum, ein tieferes Verständnis für die Arbeit zu entwickeln, Positionen in ein Verhältnis zu Sammlerinnen zu bringen, darauf zu achten, an wen Arbeiten verkauft werden, eine repräsentative Ebene zu etablieren. Maßgeblich ist ein auf Transparenz basierendes Verhältnis. Ich sehe meine Arbeit eher als eine Form der Kollaboration mit den Künstlerinnen im Sinne einer Aufgabenverteilung bezüglich der Frage, wie man Fragen der Kunstwelt und des Markts begegnet. Mein Teil wäre es dann, einen Vorschlag zu machen, wie das gehen kann, ohne vorhandene Strukturen unhinterfragt zu übernehmen, und Kompromisse bezüglich der Arbeitsweisen der Künstlerinnen zu vermeiden.
Hannes Schnidt gründete seine Galerie Schiefe Zähne 2017 in Berlin.