Sebastian Jung

Spielregeln

Deborah Schamoni

Es gibt verschiedene Ansätze, eine Galerie zu führen und das Programm zu gestalten. Meine Galerie ist relativ klein, und alle Positionen, mit denen wir arbeiten haben etwas mit mir zu tun. Ich muss die Arbeiten konzeptuell verstehen, aber auch Begehren spielt eine Rolle. Nur wenn ich selber sehr begeistert bin, kann ich das auch so vermitteln. Darum geht es ja in der Galeriearbeit. Inhaltlich und ästhetisch formt sich mit der Zeit ein Bild der Galerie, sie bekommt ein Profil. Es kommen verschiedene Interessen zusammen, und bestenfalls fühlen sich Sammlerinnen, Kuratorinnen und Künstlerinnen hier gut beraten. Es macht Spass, die Künstlerinnen in ihrer Entwicklung zu begleiten und zu unterstützen. Gute Kollaborationen beweisen sich oft erst mit der Zeit, aber in einer Zeit, in der alles sehr schnelllebig verhandelt wird, ist es nicht selbstverständlich, dass Vertrauen wächst und sich Zusammenarbeit intensiviert. Enge Bindungen können aber auch problematisch werden, z.B. wenn ein/e Künstler*in in eine andere Liga wechseln will. Das ist dann wohl Geschäftsrisiko; ein gutes Programm sollte mutig und unique sein.

Ehrlich gesagt verstehe ich das Gespräch um Galerien ohne Raum nicht. Solange wir selber physische Körper haben und uns in realen Räumen aufhalten, trägt auch die materielle Begegnung mit einer Arbeit zur Erfahrung dieser bei. Wie soll ich einer Künstlerin oder einem Künstler eine Zusammenarbeit anbieten, wenn es keinen Ort für eine Ausstellung gibt? Materie, Körper, Raum, Ausstellungen sind für mich die zentralen Themen. Talks, Bücher usw. sind Tools, um die Arbeiten zu vermitteln und gehören dazu, wie natürlich auch Websites.

Viele artists werden von mehreren Galerien in verschiedenen Ländern vertreten. Galerien bilden ständig Allianzen untereinander, das ist essenziell wichtig, um Künstlerinnen an entscheidenden Punkten optimal unterstützen zu können. Wir haben Frenemy-Kreise, in deren Rahmen man operiert, wo wir uns ständig austauschen, was gerade so los ist. Informationen über Messen, Sammlerinnen oder Institutionen sind essenziell, und es ist wichtig, sie mit den Kolleginnen zu teilen. Mit den diversen Sharing-Formaten wird das sichtbarer. Auch Vorbilder sind wichtig. Es sind ja auch vor allem Galeristinnen in den Komitees der Messen. Als junge Galerie ist es spannend zu sehen, wie die Kolleg*innen arbeiten. Man lernt viel. Völlig isoliert kann eine Galerie nicht sehr weit kommen.

Deborah Schamoni betreibt seit 2013 ihre Galerie in München.