Ich sehe in der Arbeit mit einer Galerie die Chance, mich als Künstler auf meine Kunst konzentrieren zu können und mich dadurch weniger um deren Vertrieb und Vermittlung kümmern zu müssen. Damit beginnt zugleich ein Kampf um Deutungshoheit, um Behauptungen davon, welcher Spin der Karriere oder dem Werk von Künstlerinnen guttut. Und da greifen Galerien vielleicht hin und wieder einmal in den Bereich der Haltung von Künstlerinnen ein, auch deshalb, weil gutes Marketing nie gänzlich losgelöst von der Produktentwicklung betrachtet werden kann. Wo verläuft die Grenze zwischen unlauterem Eingriff und konstruktiver Beratung? Eine weitere Falltür ist, dass es neben der Transaktion von Ideen immer auch um Geld geht.
Galerien haben Macht als Teilnehmer am Markt, aber auch ihren Künstlerinnen gegenüber. Es ist für letztere gut, wenn ihre Interessen auch im Hinblick auf Geld vertreten werden. Probleme entstehen, wenn Galerien andere inhaltliche Intentionen haben als ihre Künstlerinnen. Sind sich beide aber in Grundfragen einig, kann dies eine wichtige Allianz darstellen.
Auf dem Kunstmarkt verschwimmen die Grenzen von Freundschaft und Geschäftsbeziehung. Entweder man durchschaut dies und macht mit, wird aber durch die innere Distanzierung möglicherweise zynisch. Oder man vertraut auf die vermeintlichen Freundschaften und wird unweigerlich schon allein aufgrund struktureller Gegebenheiten immer wieder verletzt. In jedem Fall ist es wichtig zu reflektieren, dass jeder Mensch gleichermaßen die Fähigkeit in sich trägt, zu verletzen und verletzt zu werden.1
Als Künstler, der Teil dieses Projektes ist, frage ich mich, ob ein Unterfangen wie dieses überhaupt funktionieren kann: also als Teilnehmer eines Spiels dieses kritisch zu befragen; ein kapitalistisches Spiel, in dem Maßstäbe verschoben sind, gerade in Form von Preisen, selbst wenn eine Arbeit mal nur ein paar tausend Euro kostet.
Kunst bleibt zwar ein Spiegel der Bedingungen ihrer Produktion, gleichwohl glaube ich daran, dass sie die Tür zu einer anderen Welt öffnen kann. Bleibt die Frage, ob Galerien dahin mitkommen wollen und können … und wir sollten alle gemeinsam schauen, ob solch eine Tür nicht vielleicht schon offen steht.
1 Vgl. Johanna Schwanberg: Die Kunst, verwundbar zu bleiben (https://abendland.net/think-tank/
Zugriff am 13.04.2021).