Muss eine erfolgreiche Galerie international operieren? Ich würde sagen: ja und nein. So global der Kunstmarkt auch sein mag, letztlich besteht er aus zahlreichen nationalen und regionalen Märkten, die überraschend wenig miteinander verbunden sind. Und natürlich sind diese provinziell, wie man auf drittrangigen Kunstmessen in Europa, die sich auf einen nationalen Markt konzentrieren, sieht: Jeder Markt hat seine eigenen Superstar-Künstlerinnen und Superstar-Sammlerinnen und genügt sich in gewisser Weise selbst. Als jemand aus Oslo könnte ich zehn Künstlerinnen nennen, die von dortigen Galerien vertreten und von norwegischen Sammlerinnen unterstützt werden und die für die jüngste norwegische Kunstgeschichte von Bedeutung sind. Wenn man jedoch einen Ford Transit mit ihren Werken füllen und nach Schweden fahren würde, wäre der Van, sobald er die Grenze überquert, wertvoller als seine Fracht. Der Markt für diese Künstler*innen und seine Relevanz sind ausschließlich national. Selbstverständlich kann eine Galerie damit finanziell erfolgreich sein. Andererseits: Um eine programmatische Vision aufrecht zu erhalten, muss eine Galerie (zumindest habe ich es so erlebt) international agieren und nicht bloß einer nationalen Vorstellung von kommerziellem Erfolg entsprechen. Die meisten Galerien wie unsere sind ebenso psychografische Konstruktionen wie Beweise für geografische Zurückhaltung. Und es leben immerhin mehr Menschen außerhalb Norwegens als innerhalb.
Die lokale finanzielle Unterstützung war und ist für uns moderat, die moralische Unterstützung jedoch entscheidend. Nach 15 Jahren Betrieb ist für unsere Galerie am bedeutendsten, dass sie am Aufbau lokaler Sammlungen beteiligt war, das Gespräch über zeitgenössische Kunst geprägt hat und wichtig war für Kunststudentinnen, die selbst Künstlerinnen geworden sind. Die Galerie hat einen Ort geschaffen, an dem sich die Leute im August zur Eröffnung treffen, von ihren Sommerferien erzählen, mit ihrer Bräune angeben und gegebenenfalls später Sex haben.
Ich bin kein Experte, was die deutsche Szene betrifft, aber natürlich ist unsere viel kleiner. Nicht nur insgesamt, auch die Galerien sind kleiner. Das bietet den Mitarbeiter*innen weniger Möglichkeiten, etwas zu lernen und dann selbst eine Galerie zu gründen. Das norwegische System verlässt sich stattdessen darauf, dass jede Galerie selbst Wissen generiert, wie die Dinge gemacht werden. Das führt letztlich auch dazu, dass sich Galerien verstärkt auf ein öffentliches Finanzierungssystem stützen.
Eivind Furnesvik leitet die 2005 gegründete Galerie STANDARD (OSLO) in Oslo, Norwegen.